Asche & Glut - Eine Reise durch postindustrielle Reviere

DokumentarfilmKurzfilmprogramm85 Min.

Filmabend mit Rainer Komers im Rahmen des Ausstellungsprojektes "Kunst & Kohle" der RuhrKunstMuseen.

Regie Rainer Komers
Länge 85 Minuten
Land / Jahr Deutschland
27.07.
Heute
28.07.
So
29.07.
Mo
30.07.
Di
31.07.
Mi
01.08.
Do
02.08.
Fr
03.08.
Sa
04.08.
So
05.08.
Mo
06.08.
Di
07.08.
Mi
08.08.
Do
09.08.
Fr
10.08.
Sa
11.08.
So
12.08.
Mo
13.08.
Di
14.08.
Mi
15.08.
Do
16.08.
Fr

Über „Asche & Glut - Eine Reise durch postindustrielle Reviere“

Filmprogramm

Im Anschluss Gespräch mit Filmemacher Rainer Komers

Die Filme von Rainer Komers beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit mit dem Ruhrgebiet und dem Strukturwandel. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Faszination für die Moderne sowie für urbane wie industrielle Gegenden, denen er eine neue Ästhetik abgewinnt. Dabei beleuchtet er unter anderem die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch, Industrie und Natur.
Der Filmabend im Rio findet im Rahmen des Ausstellungsprojektes „Kunst & Kohle“ der RuhrKunstMuseen statt.

Seit den Anfängen der industriellen Revolution, als Maschinen Menschen am Arbeitsplatz verdrängten und Technologie unser tägliches Leben zu beherrschen begann, haben Philosophen gegen die Entmenschlichung gewettert. Riesige Fabriken haben giftige Erzeugnisse am laufenden Band produziert, während sie austauschbare Arbeiter verschlangen und wieder ausspien. Städtische Landschaften wurden zunehmend unwirtlich, als Autos und Wolkenkratzer die Menschen von einander isolierten und zu Zwergen verwandelten. Aber wer hätte gedacht, dass wir uns so schnell auf eine nachindustrielle Welt zubewegen würden, beherrscht von virtuellen Produkten und Cyber-Realitäten? Eine Welt, in der es für die physischen Objekte der jüngsten Vergangenheit keine Verwendung mehr gibt und die Erzeuger und Verbraucher von altbewährten, früher nützlichen Produkten keinen Platz mehr haben. Wir leben jetzt in einer Zeit, wo wir unseren Abfall liebevoll bedenken müssen, um uns selbst vor der Vernichtung durch Abstraktion zu bewahren.
Mark Elijah Rosenberg, Rooftop Films (New York)

Seseke classic – Deutschland 2009, 5 Min.
Ein Trichter aus Gras, Beton und Wasser, einst von Menschen und Maschinen geformt. Aus diesem Abwasser-Kanal soll ein «Naturwasserlauf für die Naher-holung» werden. Planierraupen formen naturnahe Uferböschungen, eine Bronzebüste wartet im Gras, Wind kommt auf. «Naturalisierte» Industrie-geschichte:
«Wir leben jetzt in einer Zeit, in der wir unseren Abfall liebevoll bedenken müssen, um uns selbst vor der Vernichtung durch Abstraktion zu bewahren», so Mark Elijah Rosenberg im Abspanntext.
Viennale – Vienna International Film Festival

Milltown, Montana – Deutschland 2009, 34 Min.
Das Porträt einer schläfrigen Kleinstadt auf den Hügeln rings um eine Industrieregion lässt Menschen, Kulissen und Geräusche er¬warten. Aber Rainer Komers ging es um die Darstellung eines gesellschaftlichen, wirt-schaftlichen, kulturellen und psychologischen Ganzen, und das ist ihm vorbildlich gelungen. In diesem ‚Bilderfilm’ im wahrsten Sinne des Wortes gibt es weder schmückende Kommen¬tare noch Unterhaltungen. Die Bilder zeigen uns im Close-Up und in der Totalen präzis gerahmte Details aus dem Alltagsleben und schaffen Fragmente, die all das, was wir von der Arbeit, dem Leid und dem Amüsement die¬ser Gemeinschaft nicht zu sehen bekommen, zeigen und heraufbeschwören.
Milltown, Montana ist trotz seiner Kargheit ein erstaunlich komplexer Film, die Erzählung von einem höchst realen Ort, an dem sich die Menschen bis spät in die Nacht hinein amü¬sieren. Am nächsten Tag beginnt für sie wie¬der eine schrecklich banale Zeit, die zwischen einem ausgehenden Industriezeitalter, der Zerstörung von Naturgebieten und Routinehand¬griffen träge verstreicht.
Jean Perret, Visions du Réel (Nyon)

Ruhr Record – Deutschland 2014, 45 Min.
Da mutet eine winterliche Landschaft wie ein Idyll in den Hochalpen an – in Wahrheit handelt es sich um eine eingeschneite Kohlenhalde. Da stellen in Kopftücher gewandete Musliminnen auf althergebrachte Weise Fladenbrot her – was wie eine Szene aus einem fernen östlichen Land aussieht, spielt sich in einem Schrebergarten mitten im Ruhrgebiet ab. Ruhr Record lädt die Zuschauer zu Augenreisen durch eine Landschaft der kleinen großen Ereignisse ein. Einiges ist so, wie man es erwartet, Schmelzöfen oder einfahrende Kumpel beispielsweise, aber wir begegnen immer wieder auch den Hervorbringungen eines neuen Geistes, jungen Schwarzhaarigen mit schnittigen Autos etwa. Sie lauschen orientalischen Klängen, unterlegt mit einem fetten, pumpenden Hiphop-Groove. Heutige Ruhrgebietler.
An manchen Stellen heißt es Abschied nehmen. Ein Knappenchor bringt ein Ständchen, als eine Zeche stillgelegt wird. Ein alter Mann blickt schweigend in die Kamera; ein anderer sagt wehmütig: »Wir waren das Ruhrgebiet.« Nicht nur der Rauch, auch Menschen, Viertel, Gebäude verwehen. Eine neue Einkaufspassage wird feierlich eröffnet; nur sieht sie so aus, wie es schon überall aussieht. Dann wieder betören eine grün leuchtende Gartenlandschaft oder eine futuristische Kunstinstallation den Blick. Das Ruhrgebiet ist ein an Farbschattierungen ungemein reiches Mosaik. Eine Region, die ihr eigenes Museum und Zukunftslandschaft, Abendland und Morgenland in einem ist.
Michael Girke, Filmpublizist (Herford)

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Mülheim

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