20. WocheMelodramFSK12113 Min.
Regisseur Todd Haynes („Carol“) liefert ein intrigenreiches Melodrama mit den Oscarpreisträgerinnen Natalie Portman und Julianne Moore
Regie | Todd Haynes |
Besetzung | Julianne Moore, Natalie Portman, Charles Melton, Cory Michael Smith, Elizabeth Yu, Gabriel Chung, Piper Curda |
Länge | 113 Minuten |
Land / Jahr | USA 2023 |
„Ein grandios gespieltes, komplex-verschachteltes Melodrama.“ Filmstarts.de
„Meisterregisseur Todd Haynes hat aus dem wahren Fall einen klugen Thriller gemacht.“ Neue Zürcher Zeitung
Todd Haynes „May December“ mit Julianne Moore und Natalie Portman ist ein in sich gespiegelter und immer wieder durch Spiegel gedrehtes Melo. Schon die ersten Szenen verweisen auf das klassische Hollywood, auf Sirk, Minnelli, Cukor, die Meister der sogenannten Weepies, auf ein weibliches Publikum zugeschnittene Melodramen voller großer Gesten und folgenschwerer familiärer Verstrickungen. Natalie Portman spielt den Hollywoodstar Elizabeth Berry, die in einem Fernseh-Biopic Gracie Atherton-Yoo (Julianne Moore) darstellen soll. Vor mehr als 20 Jahren stand die damals 36-jährige Frau im Mittelpunkt eines Skandals, weil sie in dem Tiergeschäft, in dem sie gearbeitet hat, den 13-jährigen Joe verführt hat und dafür ins Gefängnis gehen musste. Der Clou: Die beiden haben sich nicht getrennt, sie sind immer noch verheiratet – jetzt ist es Joe, der 36 Jahre alt ist – und haben drei mittlerweile erwachsene Kinder. Die beiden jüngsten stehen kurz vor dem Schulabschluss und werden in Kürze das Haus verlassen. Nun steht Elizabeth Berry bei ihnen vor der Tür, wird das Paar und seine Familie einige Tage begleiten, damit sich die Schauspielerin auf die Rolle vorbereiten kann. Das erweist sich als schwieriger als erwartet, weil sich die Beteiligten unentwegt gegenseitig den Spiegel vorhalten. Wen sieht man da, wenn man hineinblickt? Ist es derselbe Mensch, den auch andere sehen? Wie gut kann ein anderer Mensch einen kennen, wie gut kennt man sich selbst? In immer neuen, findungsreichen Episoden und Wendungen findet der Film Wege, diese Fragen wie ein Prisma zu spiegeln. Während die eine sich in der anderen sucht, gibt die andere immer nur so viel von sich Preis, wie sie der anderen zu zeigen bereit ist. Es stecken existenzielle Fragen in diesem Film, den Todd Haynes mit Freude am Camp inszeniert, voller großartiger Szenen. Am besten ist „May December“ dann, wenn er dicker aufträgt, als eigentlich nötig gewesen wäre, wenn die Künstlichkeit der Situation herausgestellt wird, das Drama auf die Spitze und darüber hinausgetrieben wird.
Quelle: Blickpunkt: Film