Langeweile im Kino? Bitte nicht! Langweilt uns ein Film, ist oft klar: Das ist der falsche Film! Wir wollen doch unterhalten, informiert, aufgeklärt, geläutert, aber definitiv nicht gelangweilt werden. Oder vielleicht doch, wenn die Langweile radikal genug wäre? Was macht überhaupt Langweile heute aus und wie kann gerade diese Stimmung irgendeine Radikalität entwickeln? Das lässt sich nicht theoretisch beantworten, sondern nur vor Ort – im Kino!
Ob als Geduldsprobe, als Körperverletzung, als wahrnehmungsverändernde Erfahrung oder als ausgestelltes Nichtstun – was zu beweisen sein wird, ist dies: Mit der Langeweile fängt die Veränderung der Wirklichkeit an!
Anne Gräfe studierte in Brandenburg und Kalifornien Kulturwissenschaften, Philosophie und Ästhetik und promovierte zur Erfahrung der Langeweile in der Gegenwartskunst. Sie arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Leuphana Universität in Lüneburg und zuvor an der Akademie der Bildenden Künste München, an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main und an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). In ihren Publikationen spürt sie der Fähigkeit Abwesendes präsent zu machen in Kunst, Popkultur und Politik nach.
Über die Reihe „Falsche Filme“
Das Phänomen im Titel unserer CineScience-Reihe kennen wir alle: Wenn das Licht im Kinosaal erlischt und die Projektion beginnt, kann es uns passieren, dass wir uns auf einmal im falschen Film wiederfinden. Filme können täuschen oder enttäuschen, aber auch beides zugleich: Sie können gefälscht sein, ohne dass wir es merken, aber sie können uns auch zeigen, wo wir im falschen Film sitzen und uns blenden lassen.
Filme als Augenwischerei, als Blendgranaten oder als Augenöffner und Aufklärung – diese Spannbreite wollen wir in unserer CineScience Reihe “Falsche Filme” erkunden: Vom Hollywoodkino bis zum politischen Lehrfilm; vom Essayfilm zum ethnographischen Film; vom Kunstfilm bis zur Mockumentary.
Referentin
Anne Gräfe, Leuphana Universität Lüneburg
Moderation
Stefan Höhne, KWI
LEITUNG
Stefan Höhne, KWI
Florian Fuchs, FU Berlin
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI)