216. WocheDramaFSK12137 Min.
Die Geschichte zweier Frauen im Leningrad des Jahres 1945 geht unter die Haut, vor allem auch, weil beide Hauptdarstellerinnen fantastisch sind. Ein ästhetisches Meisterwerk, eine psychologische Tour de Force
Gewinner „Beste Regie” Cannes 2019 / Un certain Regard
Regie | Kantemir Balagov |
Produzent | Sergey Melkumov, Alexander Rodnyansky |
Drehbuch | Kantemir Balagov, Alexandr Terekhov |
Besetzung | Viktoria Miroshnichenko, Vasilisa Perelygina, Andrey Bykov, Igor Shirokov, Konstantin Balakirev |
Länge | 137 Minuten |
Land / Jahr | Russland 2019 |
Unter erbärmlichen Umständen, unter Hunger und Raumnot in den typischen russischen Wohngemeinschaften hat Iya den kleinen Sohn ihrer Freundin Masha als ihren ausgegeben und durch den Krieg gebracht. Aber durch ein schockierendes Ereignis stirbt er doch. Auch die Rückkehr Mashas ist bestimmt durch eine ruhige, heftig ergreifende Intensität. Es dauert ewig, bis Iya der Mutter die Wahrheit sagen kann, bis sie überhaupt spricht. Masha reagiert scheinbar ungerührt, nimmt eine Stelle im gleichen Krankenhaus an und verschweigt, dass es eigentlich ihr Kind war. Neben der ästhetischen Brillanz von „Bohnenstange“, neben dem exzellenten Schauspiel fesseln auch die erstaunlichen Reaktionen, die Menschen mit atemberaubenden Wünschen und Entscheidungen um Leben und Tod. Denn mit erstaunlicher, eiskalter Entschlossenheit bestimmt die mittlerweile unfruchtbare Masha, dass Iya für sie ein Ersatz-Kind bekommen soll. Ist das nun ein Beziehungsdrama oder grausam ausgeführte Rache? Dass der kleine, schüchterne Mann, den Iya liebt, nur an Masha interessiert ist, stellt dabei nur ein oberflächliches Drama dar. Die Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegs-Zeit in Leningrad scheinen auch die Farben des Films ausgemergelt zu haben. Gelblich schmutziges Licht dominiert. „Bohnenstange“ ist ein ästhetisches Meisterwerk, eine psychologische Tour de Force. Das Krankenhaus versammelt gleich eine ganze Reihe bewegender menschlicher Verwerfungen in diesem starken Antikriegs-Film. Trotz der dunklen Seiten ist der großartige und geniale Film eine beglückende Kino-Sensation.
Quelle: Programmkino.de